Kalb als Sinnbild, Ira Stoll - musikalische Interpretation, Gudrun Schön-Stoll

 Liebe Kunstinteressierte, herzlich willkommen!

 Diesmal keine Malerei im SHOWROOM, sondern ein Kunstprojekt, oder hier jetzt besser gesagt, eine kleine Inszenierung. Ein Projekt, das seit langer Zeit auf seine Realisierung gewartet hat. Ein künstlerischer Versuch, den Tieren eine Stimme zu geben.

 

Vor siebzehn Jahren wurde ich von Dieter Hege, dem Initiator der damaligen Charity Kunstaktion Ku(h)nst, angefragt eine Kuhplastik farblich zu gestalten. Pate wäre die Stadt Ladenburg, Schirmherr der damalige Landwirtschaftsminister. Ich sagte Herrn Hege, dass ich mich sehr freue und mich auch geehrt fühle, dass ich für das Projekt gewählt wurde, dass ich jedoch keine Kuh bunt bemalen würde, weil ich keinen künstlerischen Sinn darin sehe. Da sowohl die Stadt Ladenburg, damals vertreten durch Herrn Ziegler, als auch Herr Hege sich jedoch nachdrücklich wünschten, dass ich die Kuh gestalte, gab ich Herrn Hege das Versprechen mir Gedanken zu machen, wie ich mit meiner künstlerischen Aussage eine Realisierung vertreten könnte.

 

Nach gründlicher Überlegung kam mir die Idee, dass ich als Malerin & Poetin diese Möglichkeit nutzen könnte, eine klare künstlerische Aussage zum menschlichen Umgang mit den Tieren, hier dann vertreten durch die Kuh, zu machen. Schon seit über dreißig Jahren ernähre ich mich vegetarisch und auch meine Familie lebt vegetarisch /vegan. Wir sind alle sehr große Tierliebhaber und das Bewusstsein, dass sogenannte Nutztiere immer mehr zur seelenlosen Ware degradiert werden, ist uns quasi unerträglich! Allein die Tatsache, dass 97 Prozent der Schlachttiere in Deutschland aus der Massentierhaltung kommen, zeigt die absolute Notwendigkeit eines Umdenkens. Einige hier werden den berühmten Satz des Schriftstellers Leo Tolstoi kennen, der im 19. Jahrhundert schon sagte: „ Solange es Schlachthäuser gibt, wird es Schlachtfelder geben“. Und ich gebe es ehrlich zu, das glaube ich auch!

 

Ich versuchte mir vorzustellen, was die Kälber, oder Kühe uns mitteilen würden, wenn sie es denn könnten und so entstand die flehentlich/poetische, jedoch in ihrer Mitteilung vollkommen klare und unmissverständliche Botschaft „Sieh mich an“. An einem kleinen Schleich-Modell machte ich damals sichtbar, dass ich der Kuh lediglich die Augen, das sogenannte Tor zur Seele, gestalten und ihr ein Fleischernetz aufzeichnen würde.

 

Auf der lebensgroßen Kuh wollte ich dann den Text quasi um sie herum auf die Plastik schreiben, sodass der Betrachter und die Betrachterin die Kuh umrunden müssten und ihr so eine gesteigerte Wichtigkeit geben würden.

 

Als Text und Modell fertig waren, machte ich mit Herrn Hege einen Termin in meinem Atelier aus, erklärte die Idee und las den Text. Herrn Heges Reaktion war sehr erstaunt und der meinte, dass er mit einem derartigen Entwurf nicht gerechnet hätte. Nach kurzer Überlegung sagte er, dass ihm der künstlerische Wert durchaus klar sei und er das Wagnis eingehen würde. Er wollte noch mit der Stadt Ladenburg und dem Schirmherren Rücksprache halten, da die Thematik doch etwas außergewöhnlich und auch brisant sei, wofür ich durchaus Verständnis hatte. Lange Rede, kurzer Sinn, es wurde nichts, das Landwirtschaftsministerium machte einen Strich durch die Rechnung.

 

Über die ganzen Jahren hat mich das Projekt immer mal wieder beschäftigt. Auch Peta hatte den Entwurf lange Zeit auf seiner Seite für Ü 50. Warum auch immer nur dort!

 

Wer mich und meine Arbeit kennt, der weiß, dass ich sehr gerne Themenbezogen arbeite und oft sind die Themen keine leichte Kost. Ja und jetzt war es einfach soweit. Da mein SHOWROOM gut läuft, kann ich mir erlauben, dieses mir wichtige Projekt selbst zu finanzieren und für zwei bis drei Wochen hier auszustellen und ich hoffe, dass es auch noch an anderen Orten gezeigt werden kann. Für Anfragen bin ich sehr offen! Anstelle einer Kuh habe ich ein Kälbchen genommen (Eine lebensgroße Kuh hätte nicht in den Raum gepasst und vielleicht ist diese Wahl sogar besser) Auch ihm habe ich lebende Augen gegeben und einseitig ein Fleischernetz aufgezogen. Nur wer möchte, kann es sehen. Der poetische Text wird nach meiner Lesung auf den Tafeln an der Wand zu lesen sein.

 

Die Assemblage hängt sinnbildlich dafür, wie versteckt die Massentötungen vorgenommen werden.

 

Es liegt mir vollkommen fern, mit dieser Aktion jemanden angreifen oder ihm/ihr ein schlechtes Gewissen machen zu wollen. Ganz bewusst habe ich keine Bilder geschundener Tiere gezeigt.

 

Ich gebe jedoch freimütig zu, Ihr Herz im Sinne der Tiere mit dieser Kunstaktion öffnen zu wollen. Das wäre einfach wunderbar!

 

Wer möchte, kann im hinteren Bereich, unter dem roten Stoff, die Zahlen der täglichen und jährlichen Schlachtungen in Deutschland und weltweit sehen. Ich hielt es hier wie früher die Ausstellungsmacher des Gemäldes „Der Ursprung der Welt“ von Gustave Courbet. Eine Nahsicht der behaarten Vulva einer liegenden Nackten mit geöffneten Schenkeln. Da man die Besucher und Besucherinnen nicht erschrecken wollte, wurde das Gemälde jahrelang mit einem Vorhang abgedeckt. Heutzutage hängt das Gemälde für jeden sichtbar im Musée d ´Orsay in Paris. Bewacht, da sich immer noch Menschen darüber echauffieren.

 

Auch ich wollte Sie nicht erschrecken und lasse Ihnen deshalb die Wahl der Sichtung. Ich wünsche mir aber, dass diese unglaublichen Zahlen in Zukunft sichtbarer gemacht werden, damit wir ALLE bewusst darüber nachdenken können, ob wir so viel Leid mit verursachen wollen.

 

 

 


Confidence I bis VI

 

Serie anlässlich der Ausstellung im Houston Holocaust Museum: „Nachbarn 1938, wir waren alle Ladenburger“

Die fünf Kunstwerke sind Segmente eines 2021 von mir zum Thema „Zuversicht" geschaffenen Gemäldes, welches ich zerschnitt, um den Versuch Bild werden zu lassen, an was ich unbeirrt glaube:

 Wir sind alle eins!

Ein Teil des Kunstwerkes (Nr. VI) verbleibt in Ladenburg und die weiteren fünf Ausschnitte verbinden für die Zukunft die Beschenkten in den USA miteinander und mit Ladenburg.

 Confidence I – VI

 

Series on the occasion at the Houston Holocaust Museum: „Neighbours 1938, we were all Ladenburgers“

The five artworks are segments of the work I created in 2021 on the topic of „Confidence“  which I cut apart in the attempt to realize what I steadily believe.

We are all one!

 A part of the work (Nr. VI) remains in Ladenburg and the five cutouts aim to connect the recipients in the USA with each other and with Ladenburg.

 Gudrun Schön-Stoll, Ladenburg 07.02.2023

 


Stele "Unser Auftrag" im Domhof zu Ladenburg                Stele "Our Mission" in the Domhof of Ladenburg

Die Stele "Unser Auftrag" wurde von mir im Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus konzipiert.

 

Die weiße Farbe der Stele steht für die Unschuld  der Menschen, die durch die Nationalsozialisten gedemütigt, verfolgt, gefoltert, oder getötet wurden. Der ehemals glatte Marmor wurde dazu grob geschliffen und die dadurch entstandenen, feinen Linien stehen für die Lebenswege.

 

Die aufliegenden Steine in den Farben Schwarz/Rot/Gold symbolisieren Deutschland. Das Land und seine Bevölkerung. In Anerkennen dessen, was geschehen ist und für das Versprechen nicht zu vergessen und alles daran zu setzten, dass dieses Unrecht nicht wieder geschieht. Im jüdischen Glauben werden von den Besuchern der Gräber kleine Steine auf die Grabsteine gelegt. Die Steine auf der Stele stammen von der Mecklenburgischen Küste, an der die Cap Arcona Ende des zweiten Weltkrieges versenkt wurde. An Bord waren tausende jüdischer KZ Häftlinge. Die Steine sind Zeitzeugen der angeschwemmten Toten.

 

Die Poesie steht geschrieben, auf dass die Menschheit  sich der  Aufgabe der Mitmenschlichkeit zunehmend bewusst wird und wir unsere Kinder und die zukünftigen Generationen lehren, dass Nächstenliebe und Respekt die unabdingbare Voraussetzung für ein friedvolles Miteinander sind.

                                                                                                                                     Gudrun Schön-Stoll im Oktober 2022

 

The stele "Our Mission" was designed by me in memory of the victims of National Socialism.

 

The white color of the stele stands for the innocence of the people who were humiliated, persecuted, tortured or killed by the National Socialists. The formerly smooth marble was roughly ground and the resulting fine lines stand for the paths of life.

 

The overlying stones in the colors black/red/gold symbolize Germany. The country and its people. In acknowledgement of what has happend and for the promise not to forget and to do everything to ensure that this injustice does not happen again. In the Jewish Faith, small stones are placed on the tombstones by visitors to the tombs. The stones on the stele come from the Mecklenburg coast, where Cap Arcona was sunk at the end of the Second World War. Thousands of Jewish concentration prisoners were on board. The stones are wirnesses of the washed up dead.

 

The poetry is written so that mankind becomes increasingly aware of the task of humanity and we teach our children and future generations that charity and respect are the indispensable prerequisites for peaceful coexistence.

 

What was done

is done. 

There is no reparation

that can repair. 

There can only be an attempt.

That it succeeds and effects

and manifests itself

in the genes.

                                                                                                                                     Gudrun Schön-Stoll im Oktober 2022

 

 


Gedenkwand im Hospiz St. Vincent, Mannheim link                 Memorial Wall at St Vincent Hospice

Das Kunstwerk "Der Weg" möge allen Menschen im Hospiz St. Vincent  Trost sein. Dies ist mein Wunsch.

 

Aus einer weißen Fläche entspringt eine zartgliedrige, ebenfalls weiße Figur, die zu einem weit in der Ferne liegenden Punkt zu blicken scheint. Die Figur ist ganz bei sich, fast schon in einer Zwischenwelt weilend, und wird nur zaghaft durch ein weißes Laken bedeckt. Die Notwendigkeit des Äußerlichen ist aufgehoben. Und doch findet sich alles im Weiß, als Summe aller Farben des Lichts, als Sinnbild des Glaubens, des Guten, des Anfangs und der Unschuld.

 

Leicht lehnt sich die Figur an eine Fläche, auf der ein Weg zu sehen ist. Die Fläche aus Eisen, eine Metapher für den Lebensweg, lag über einen langen Zeitraum im Freien. Der Weg wurde von der Natur geschaffen, vom Leben.

 

Wenn ein Gast im Hospiz gestorben ist, wird durch die Beleuchtung der aus der weißen Fläche entspringenden Figur ihr Schatten mit Blickrichtung auf den Weg sichtbar. Es ist sinnbildlich der Weg, den dieser Mensch gegangen ist, und gleichzeitig der Weg, den er nun gehen wird.

 

Poesie zum Bild: 

Wir gehen alle einen Weg
er ändert lediglich seine Richtung
ab und an

 

May the artwork "The Way" be a comfort to all the people at St Vincent's Hospice. This is my wish.

 

A delicate, white figure emerges from a white surface and seems to be looking towards a point far in the distance. The figure is completely at home, almost in an in-between world, and is only tentatively covered by a white sheet. The necessity of the external is suspended. And yet everything is found in white, as the sum of all the colours of light, as a symbol of faith, goodness, beginning and innocence.

The figure leans lightly against a surface on which a path can be seen. The surface of iron, a metaphor for the path of life, lay outside for a long period of time. The path was created by nature, by life.

 

When a guest has died in the hospice, the illumination of the figure emerging from the white surface reveals its shadow facing the path. It is emblematic of the path this person has taken and at the same time the path they will now take.

 

Poetry to the image:

We all walk a path
it only changes its direction
now and then

 

SHOWROOM:

Öffnungszeiten:  Vom 08.06.2023 bis zum 18.06.2023 ist der SHOWROOM geschlossen

Do. Fr.   15:00 - 18:00 Uhr 

Sa.        12:00 - 15:00 Uhr    Kontaktdaten

Sie können mich aber auch gerne anrufen und wir machen einen Termin abseits der Öffnungszeiten aus.